Herren I müssen sich erneut knapp im Lokal-Derby geschlagen geben

Auch im zweiten Saison-Derby zwischen dem TSV Ottobeuren und dem TV Memmingen hat der Favorit die Oberhand behalten:  Die Ottobeurer gewannen vor großer Kulisse mit 30:27 (16:17). Beide Teams behalten ihre Tabellenplätze: Der TSVO ist weiterhin Zweiter (29:7 Punkte), der TVM Zehnter (14:20).

Dass dieser Lokal-Klassiker für beide Vereine stets von herausragender Bedeutung ist, war an der beiderseitigen Anfangsnervosität deutlich erkennbar. Die Gastgeber aus Ottobeuren kamen damit zunächst besser zurecht: nach zehn Minuten führten sie mit 6:3. Bereits zwei Minuten später konnte Florian Kohler ausgleichen (7:7). Fortan setzten sich die Hausherren wieder leicht ab (13:10). Auffällig: in den ersten 20 Minuten zückten die souverän leitenden Unparteiischen sechs Gelbe Karten – ein Spiegelbild typischer Derbyhärte in einem ansonsten aber bemerkenswert fairen Spiel. Gegen Ende der ersten Halbzeit signalisierten die Memminger dann, dass sie – im Gegensatz zum unglücklich verlorenen ersten Saisonderby (29:30) – diesmal neben reichlich Lob auch unbedingt Punkte ergattern wollten. Mit leidenschaftlichem Kampfgeist gelang ihnen jetzt die Wende, zur Pause lagen sie mit 17:16 vorn.

Bis zur Mitte des zweiten Abschnitts schien es tatsächlich so, als könnte der Tabellen-Zehnte dem Aufstiegs-Anwärter aus dem Unterallgäu die Suppe gehörig versalzen. Zumal TSVO-Ungar György „Juri“ Szouszki auch noch die Rote Karte sah. Nach 45 Minuten führten die Memminger mit 25:22. Doch ähnlich wie im Hinspiel verstanden sie es nicht, die mit Herzblut erkämpfte Position gewinnbringend für den ersehnten Überraschungs-Coup zu nutzen. Was natürlich auch der Stärke der Ottobeurer geschuldet ist, die jetzt mächtig aufdrehten: Youngster Luca Kaulitz sowie die beiden Routiniers Markus Müller und Achim Wittlinger (Letzterer war einmal mehr reaktiviert worden) glichen den Spielverlauf aus (26:26). Die mitreißende  und von einem hohem Tempo geprägte Begegnung war nun wieder völlig ergebnisoffen. Mithilfe einer Auszeit versuchten die Memminger jetzt, den Rhythmus der Gastgeber zu brechen. Doch das gelang ihnen nur ansatzweise. Im Gegenteil, sie gerieten sogar selbst in Bedrängnis, weil sie zwei empfindliche Zeitstrafen gegen Fabian Kirchner und Sebastian Lasitza kassierten. In Überzahl kannten die Ottobeurer keine Gnade: Ex-Profi Elmar Romanesen und Achim Wittlinger machten den 30:27-Endstand perfekt. Die Szenerie nach dem Schlusspfiff hätte gegensätzlicher nicht sein können: überschäumender Jubel in schwarz-gelb stand im fetten Kontrast zur großen Enttäuschung in rot-weiß. In der Summe 56:60 Tore aus beiden Lokalderbys veranschaulichen, wie knapp die Memminger sich in beiden Vergleichen den Ottobeurern geschlagen geben mussten.  Entsprechend geknickt war TVM-Coach Kinkel nach dem Spiel: „Wir waren erneut auf Augenhöhe, haben taktisch alles richtig gemacht“. Doch in der Schlussviertelstunde „haben wir die Linie verloren. Da ist uns das Herz in die Hose gerutscht“. Auf Ottobeurer Seite sprach Handball-Vorsitzender Willi Höbel von einem „klasse Spiel mit einem verdienten Ausgang“. Und Mitte-Spieler Christian Schaupp (25) zeigte sich beeindruckt von einer „unbeschreiblichen Derby-Atmosphäre“. (dp)1

Mit ein wenig Abstand zum Spiel ergänzte Kinkel: „Wir brauchen in keiner Weise enttäuscht sein. Wir haben ein tolles Spiel gemacht, unseren Teil für ein tolles Handball-Event beigetragen und es bis zum Schluss spannend gemacht. Im Endeffekt hat schlussendlich wieder die Cleverness gefehlt, um den Sieg über die Zeit zu bringen. Ottobeuren hatte mit den erfahrenen Spielern Peller und Wittlinger die beiden Matchwinner auf dem Parkett, die bei so einer „engen Kiste“ den Unterschied ausmachen können.“ Im Resümee hatten sich die Memminger also, den noch vielen angeschlagenen Spielern zum trotz, nach einem nervösen Beginn in dieses Spiel hineingekämpft und mit viel Einsatz zu einem Handballspektakel beigetragen. Die gezeigte Leistung der letzten beiden Spiele lässt auf einen erfolgreichen Saisonendspurt hoffen. Der Schwung muss von der Mannschaft mitgenommen und der Fokus ab sofort auf die wichtigen Spiele im Kampf um den Klassenerhalt gelegt werden. Denn aktuell steht die Mannschaft weiter auf dem 10. Tabellenplatz (14:20) mit fünf Punkten Rückstand auf Platz 9, aber ebenfalls mit nur 6 Punkten Rückstand auf 6. Tabellenplatz. Dieser ist nach wie vor, bei noch 9 ausstehenden Partien, zu erreichen und das ehrgeizig erklärte Ziel der Memminger Handballer. Bereits am 21.02.2015 starten die Kinkel-Schützlinge mit dem nächsten Heimspiel im Abstiegskampf gegen den direkten Konkurrenten und Tabellennachbarn TSV Göggingen, der aktuell den 11. Tabellenplatz belegt. Dabei haben die Memminger mit den Gästen noch eine Rechnung für die Niederlage im Hinspiel offen.

So haben sie gespielt

TSV Ottobeuren – TV Memmingen  30:27 (16:17) 

TSVO  Tibor Somogyi, Dominik Peller (Torhüter); Philipp Dündar (2), Achim Wittlinger (2), Mathias Hubald, György Szouszki (2 Tore/davon 1 Siebenmeter), David Szücs (1), Benedikt Bartenschlager (2), Luca Kaulitz (3), Michael Höbel (3), Christian Schaupp (4), Markus Müller (1), Elmar Romanesen (6/2 Siebenmeter), Miklos Szücs (4).

TVM   Thoran Mayer; Timo Walter (5/1), Sebastian Wilken (5), Felix Müller (3), Max Schmidt (1), Fabian Kirchner, Sebastian Lasitza (3), Fabian Wiblishauser (2), Florian Kohler (2), Yannik Haas (3), Zsolt Novak (1), Philipp Burtscher (2).
 
1Quelle: Memminger Zeitung (der letzte Textabschnitt wurde vom TVM ergänzt)